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Fortschritt, 1998
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ohne Titel, 1998 Die zweite Arbeit des Ausstellungsprojektes „Altes Eisen“ besteht aus 16 Diapositiven mit Motiven aus der Umgebung der Zeche. Die Dias sind in die Fächer der 16 Fenster der Maschinenhalle in Augenhöhe eingepasst, lassen jedoch rundherum einen ungehinderten Durchblick zu. Die Dias in den Fenstern der Maschinenhalle auf „Hannover“ zeigen unter anderem eine Kohlehalde von 1927, die „Alte Kolonie“, die evangelische Volksschule, die Kokerei, das Gefangenenlager oder den Friedhof. Wieder hat Marcus Kiel überwiegend auf Archivmaterial zurückgegriffen, um so ein Stück Geschichte neu ins Bewusstsein der Besucher zu rufen. Auf den Fenstersimsen wird in Bildunterschriften das jeweilige Motiv bestimmt, zusätzlich bezeichnen ein Pfeil und eine Meterangabe Richtung und Entfernung des im Bild gezeigten Objektes. So aktiviert Kiel unsere Vorstellungskraft und automatisch vergleichen wir die historische mit der aktuell sich ergebenden Ansicht. Ab und an lassen sich Details der Fotografie mit denen des Fensterausblicks in der angegebenen Richtung noch in Übereinstimmung bringen. Im Rundgang von Fenster zu Fenster entsteht ein zunehmend komplexer werdendes Bild des vergangenen Lebens auf der Zeche und in ihrer Umgebung mit Schulen, Kirchen, den typischen Halden, der Kokerei, der Apotheke... Kiel erzeugt mit dieser Arbeit die Verschmelzung von Erinnerung, Vorstellung und Empfindung zu einem imaginativen Nachvollzug des Gemeinwesens rund um die Zeche Hannover. |
Altes Eisen, 1998/99 Von derselben Materialität (Fotos auf Stahl) geprägt sind die Bilder der Installation „Altes Eisen“, die dem gesamten Ausstellungsprojekt den Namen gab. Sie befindet sich an der dem Malakowturm zugewandten Kopfseite der Maschinenhalle. Hier bedecken die rostigen Stahlplatten, jede 50 x 40 cm groß, in langen Reihen gleichmäßig die Wandfläche oberhalb des farblich abgesetzten Sockelbereiches bis hinauf in den Giebel. Jede Platte trägt in ihrer Mitte das Portraitfoto eines Bergmannes der Zechenbelegschaft von 1900 bis 1973. Marcus Kiel hat diese Fotografien in den Archiven des Westfälischen Industriemuseums in Dortmund aufgespürt. Hier werden sie nicht (wie in vielen anderen Archiven) wohlbehütet der Vergessenheit zugeführt, oder, anders gesagt, zum „Alten Eisen“ gelegt. Vielmehr dienen sie als Material der aktiven Bearbeitung von Geschichte. Der Künstler belebt in seiner Installation auf Zeche Hannover die Geschichte dieser Menschen, indem er ihre Bildnisse zu einer monumentalen Präsentation an der Wand ihrer alten Arbeitsstätte neu zusammenschließt. |
Menschliche Schicksale stehen auch im Zentrum der Arbeit „Schwarze Nacht“.
Sie zeigt die Namen der 20 beim schwersten Grubenunglück auf Zeche Hannover im September 1939 ums Leben gekommenen Bergleute. Die Leuchtkästen lassen den Schacht zu einer monumentalen Gedenkstätte werden. Kiel rückt auch hier die Erinnerung an Individuen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Ihre leuchtenden Namenszüge gewinnen eine Eindringlichkeit, wie sie von Neonschriften bekannt ist. In der Aufarbeitung der Geschichte der Zeche Hannover war von diesen Menschen bislang nicht die Rede. Mit der Installation rücken sie und mit ihnen ein besonderer, wenn auch tragischer Moment, in der Geschichte der Zeche wieder ins Bewusstsein. Beim Rundgang durch die Maschinenhalle und den Malakowturm verbindet eine Klanginstallation die verschiedenen Gebäudeteile miteinander. Die von Marcus Kiel und den Musikern Ulla Jacobsen und Axel Stahlhut-Klipp erstellten Originalaufnahmen aus dem Betrieb der Zeche Blumenthal/Haard sind mit den Klängen von Instrumenten zu einer Soundmontage verarbeitet worden. Diese Geräuschkulisse gestaltet einen akustischen Vorstellungsraum, in dem die Arbeits- und Lebenssituation vor Ort spürbar wird. Die Künstler schaffen auf diese Weise eine Möglichkeit, das historische Bild vom Leben auf Hannover um den Aspekt akustischer Eindrücke zu erweitern. Die durch andere Arbeiten des Projektes „Altes Eisen“ bereits in Bewegung geratene Phantasie der Besucher erfährt einen weiteren Anstoß, imaginativ, das heißt, eigenständig vorstellend tätig zu werden und dabei alle Sinneseindrücke zu nutzen. |
Schwarze Nacht, 1999 |
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