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Ihre Namen sind im Bochumer Alltag heute vor allem deshalb geläufig, weil Straßen und Plätze nach Ihnen benannt wurden: unter ihnen Otto Ruer, Heinrich König, Fritz Husemann. Sie wurden in Bochum geboren, hatten hier politische Ämter inne oder engagierten sich in Partei und Öffentlichkeit und wagten Widerspruch gegen die Nationalsozialisten. Die Portraitfotografien, die Marcus Kiel an der Viktoriastraße unter der Bundesbahnbrücke in der unmittelbaren Nachbarschaft von Werbeplakaten installiert hat, zeigen Politiker, Gewerkschafter und Widerstandskämpfer, die wegen ihres Engagement von den Nazis ermordet wurden. Kiels Fotografien erinnern an die Persönlichkeiten selbst. Gleichzeitig erscheinen sie heute stellvertretend für andere Opfer und für die Mahnung, die Auseinandersetzung mit dem „Dritten Reich“ gerade in einer Zeit nicht verstummen zu lassen, in der Ressentiments und Ausfälle gegen Ausländer wieder zum Alltag gehören. „Die Gesichter symbolisieren einen direkten Bezug zu unserer Gegenwart, sie blicken sozusagen in unsere Zeit und warnen die heutige Gesellschaft vor einer Wiederholung der fatalen Fehler der Vergangenheit“, so formuliert Kiel seine Intention. Der Bochumer Künstler hat sich in den vergangenen Jahren wiederholt mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und mit der Ausländerfeindlichkeit in der Gegenwart beschäftigt, so mit seiner Arbeit „Hoyerswerda.“ Marcus Kiels Fotografien treten den Passanten in der Hektik des
alltäglichen Lebens gegenüber, in der sie sich von der ruhelosen Bilderwelt
des Konsums umgeben sehen. Diese riesenhaften Aufnahmen sind gegenüber den Werbeplakaten
unübersehbar. Sie stellen sich ihnen entgegen. Der moralische Appell, der sich ihnen
ausspricht, geht von dem Angesicht der Personen aus, von ihren Überzeugungen, für
die sie mit dem Leben bezahlen mussten. Daraus entsteht die Verpflichtung für die
Gegenwart, denn hier könnten auch die seit der Wiedervereinigung in Deutschland
verfolgt, niedergeschlagen, aus der fahrenden Straßenbahn geworfen, verbrannt worden sind. |
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